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Swissmedic-Direktor muss gehen

Heilmittelinstitut zieht Konsequenzen

Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic wechselt seinen Direktor Franz Schneller und vier weitere Direktionsmitglieder aus. Die operative Führung wird bis zur Wahl eines neuen Direktors interimistisch von Christine Beerli übernommen. Die ehemalige Berner FDP-Ständerätin präsidiert den Institutsrats von Swissmedic.

Das Aufsichtsgremium von Swissmedic reagiert damit auf die Kritik der letzten Monate. Der Behörde wurden restriktive Zulassungspraktiken, übertriebene Bürokratie und mangelnde Kundenfreundlichkeit vorgeworfen.

Politiker, Arzneimittelhersteller und Spitäler forderten deshalb Konsequenzen, woraufhin Swissmedic eine externe Untersuchung über seine Prozesse und Strukturen in Auftrag gegeben hatte. Schneller, seit April 2005 Swissmedic-Direktor, wurde vor allem mangelnde Führungskompetenz vorgeworfen.

Im Rahmen dieser Analyse wurden auch neue Jobprofile ausgearbeitet und entschieden, welche der bisherigen Mitarbeiter auch weiterhin auf diese Profile passen.

Probleme seit dem ersten Tag

Swissmedic kämpft seit der Gründung 2002 mit Problemen. Zunächst geriet es in die Kritik der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK). Obwohl es deren Forderungen umsetzte, wurden immer wieder neue Vorwürfe laut.

In ihrem Bericht 2002 schrieb die EFK, bei Swissmedic gebe es zahlreiche Schwachstellen: Neben einer Risikoanalyse fehle es an Personal und an einer einheitlichen Informatikplattform. Zudem müsse die Zusammenarbeit mit den Kantonen verbessert werden.

Diese Missstände und der Fakt, dass Ende 2002 vier von acht Mitarbeitern des Swissmedic-Rechtsdienstes gekündigt hatten, riefen die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Ständerates auf den Plan. Im September 2004 kam sie zum Schluss, dass die Missstände auf eine schlechte Vorbereitung des Institutaufbaus zurückzuführen seien.

An der Heilmittelkontrolle seien zu viele Akteure beteiligt, die noch dazu an zehn verschiedenen Standorten untergebracht seien. Das verhindere den Aufbau einer gemeinsamen Unternehmenskultur und einer Unité de doctrine. Ein Jahr später attestierte die GPK dem Institut indes bedeutende Fortschritte.

Zu restriktive Zulassungspraxis

Seit Mai steht die Zulassungspraxis von Medikamenten im Kreuzfeuer der Kritik. Die Gesundheitskommission des Nationalrates und die Naturärzte-Vereinigung der Schweiz (NVS) halten die Zulassungspraxis für zu restriktiv. Das Institut verdränge Heilmittel vom Markt, darunter schon länger zugelassene.

Viel Lob für Institutsrat

Die Massnahmen des Swissmedic-Institutsrats werden von allen Seiten begrüsst und mit Erleichterung aufgenommen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass es damit aber noch nicht getan sei.
Mit Befriedigung nimmt insbesondere Gesundheitsminister Pascal Couchepin zur Kenntnis, «dass der Institutsrat seine Verantwortung wahrnimmt». Er begrüsse die Entschlossenheit von Ratspräsidentin Christine Beerli, sagte er.

Er hoffe nun, dass die Massnahmen Früchte trügen und sowohl innerhalb als auch ausserhalb von Swissmedic ein Klima des Vertrauens garantierten, das für das gute Funktionieren des Instituts unabdingbar sei.

Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen, begrüsst den Mut des Institutsrats und seiner Präsidentin. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass die Qualität von vielen Swissmedic-Mitarbeitern schon heute insgesamt gut sei und Swissmedic in zentralen Bereichen gute bis sehr gute Arbeit leiste, sagte Leiter Thomas Cueni.

Er ist überzeugt, dass mit den eingeleiteten Massnahmen die Stellung und das Ansehen von Swissmedic verbessert werden. Das neue Team unter der interimistischen Leitung von Christine Beerli «hat unser vollstes Vertrauen».

Zuversicht löst Beerlis Schritt auch bei der Gesellschaft schweizerischer Amts- und Spitalapotheker (GSASA) aus. Die Massnahmen seien für die Glaubwürdigkeit von Swissmedic wichtig, sagte Präsident Enea Martinelli. Er geht davon aus, dass nun auch auf der zweiten Ebene ausgemistet wird. Es genüge nicht, nur die Spitze auszuwechseln.

Ähnlich äusserte sich auch Walter Stüdeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Verbandes für komplementärmedizinische Heilmittel (SVKV). Er hofft, «dass nun auch die Fachmitarbeiter die Gesetze vollziehen und nicht selber Politik machen wollen».

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